Vor ungefähr zwei Jahren bin ich das erste Mal auf den West Highland Way gestoßen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr genau ob in der Zeitung oder im Internet, aber da ich sowieso irgendwann einmal einen Fernwanderweg laufen wollte, stand der West Highland Way ab sofort recht weit oben auf meiner Liste, auch weil er dafür bekannt ist, recht anfängerfreundlich zu sein. Anfang April 2018 war es dann soweit, ich hatte etwas Zeit durch Überstunden, die Flüge waren günstig, also habe ich spontan meinen Rucksack gepackt, ein kleines gebrauchtes Ein-Mann-Zelt gekauft und dann ging es los.
Die Etappen
Der West Highland Way ist offiziell 154 Kilometer lang, unterteilt in acht Tagesetappen. Normalerweise startet der Weg im Süden, in Milngavie, einem Vorort von Glasgow, da die ersten Etappen in dieser Richtung einfacher sind, und endet in Fort William.
Die ersten drei Etappen sind recht flach, ohne große Steigungen, dafür allerdings eher etwas weiter. Gegen Ende des Weges werden die Etappen immer kürzer, allerdings werden die Höhenunterschiede in den Highlands immer größer.
- Etappe 1: von Milngavie nach Drymen (19 km)
- Etappe 2: von Drymen nach Rowardennan (22,5 km)
- Etappe 3: von Rowardennan nach Inverarnan (22,5 km)
- Etappe 4: von Inverarnan nach Tyndrum (19,5 km)
- Etappe 5: von Tyndrum nach Inveroran (14,5 km)
- Etappe 6: von Inveroran nach Kingshouse (16 km)
- Etappe 7: von Kingshouse nach Kinlochleven (14,5 km)
- Etappe 8: von Kinlochleven nach Fort William (24 km)
Die erste Etappe startet in Milngavie, einem Vorort von Glasgow, der mit dem Zug von der Central Station in ungefähr einer halben Stunde zu erreichen ist. Auf breiten, gut ausgebauten Wegen geht es bis nach Drymen, durch eine leicht hügelige Landschaft vorbei an kleineren Dörfern. Der Weg ist wie überall auf der gesamten Strecke des West Highland Ways sehr gut ausgeschildert, es ist eigentlich so gut wie unmöglich sich zu verlaufen.
Die nächsten zwei Tage geht es am Ufer des Loch Lomond entlang, mit einer der schönsten Strecken des Weges. Fast eben führt der Weg zwischen neben Wasser und Wald entlang, manchmal sogar auf kleinen hölzernen Brücken, wenn das Ufer zu steil wird.
Nach den ersten drei Tagen geht es langsam aber sicher so richtig in die Highlands, es wird immer hügeliger und die ein andere Steigung muss auch überwunden werden. Der Höhepunkt kommt dann auf der vorletzten Etappe mit der „Devil’s Staircase“, dem höchsten Punkt des West Highland Way. Ab hier geht es dann aber wieder abwärts nach Kinlochleven, von wo es dann auf der letzten Etappe noch einmal vorbei am Ben Nevis, dem höchsten Berg Schottlands noch einmal nach oben geht.

Die beste Zeit zum Wandern
Aus Erfahrung kann ich sagen: schottisches Wetter ist wechselhaft. Als ich in Glasgow am Flughafen angekommen bin, sagte mir der Beamte an der Passkontrolle, ich wäre einer der Ersten in diesem Jahr. Ich bin den West Highland Way im April gelaufen, und hatte von (fast) strahlendem Sonnenschein am ersten Tag über Dauerregen an den nächsten beiden Tagen bis hin zu einem halben Meter Neuschnee am vierten Tag alles dabei. April ist also wahrscheinlich meistens noch etwas zu früh, auch wenn auf dem europäischen Festland schon der Frühling angefangen hat.
Die beste Zeit ist also glaube ich von Mai bis September, wobei man sich immer auf Regen einstellen sollte, es ist ja schließlich schottisches Wetter. Im Sommer kommen dann auch noch die Midges dazu, kleine Fliegen die ganz schön nervig werden können. Zumindest habe ich das gehört und gelesen, im April war es denen glaube ich noch zu kalt.
Übernachtungsmöglichkeiten
Ich hatte, optimistisch wie ich war, extra ein kleines gebrauchtes Zelt gekauft, und hatte vor, möglichst oft wild zu campen, was in Schottland außer in Nationalparks oder auf Privatgrundstücken meistens geduldet ist. Trotzdem gilt natürlich die Regel „spät aufbauen, früh abbauen“, das erspart oft einige Diskussionen und nebenbei kann man bei gutem Wetter auch noch den Sonnenaufgang genießen.
Nach der ersten Nacht auf einem Campingplatz direkt am Ufer des Loch Lomond und einer Nacht Wildcampen mit anderen Wanderern aus Deutschland hat mir dann aber das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht, und am Abend haben wir uns alle wieder zufällig in einer Jugendherberge in Crianlarich getroffen, nachdem wir alle einen Tag Dauerregen hinter uns hatten. Und als am nächsten Morgen dann Schnee lag, haben wir uns für die nächste Nacht zusammengetan und eine kleine Hütte für fünf Personen auf einem Campingplatz genommen.
Es ist also auf fast der gesamten Strecke des West Highland Ways möglich, auch eine Nacht unter einem festen Dach zu verbringen, abhängig natürlich vom Reisebudget entweder in einer Jugendherberge oder in einem Hotel (damit kenne ich mich allerdings weniger aus). Nur in der Region um Kingshouse ist es etwas schwieriger, da die Gegend kaum bewohnt ist gibt es dort nur ein Hotel, was mich dann auch dazu bewogen hat, eine Etappe mit dem Bus zu überspringen, um eine Nacht campen im Schnee zu umgehen.
Außerdem gibt es auch öfter alte verlassene Hütten am Rand des Weges, die sich auch gut zum Übernachten eignen. Die meisten habe ich allerdings am Loch Lomond gesehen, in den Highlands eher seltener.
Noch ein paar kleine Geschichten…
Aber was solls, dafür habe ich drei Tage mit netten Menschen verbracht, was für mich deutlich mehr wert war.
Nachdem ich in Fort William angekommen bin, hatte ich noch einen Tag, um mit dem Zug zurück nach Glasgow zu fahren. Ich wollte aber nicht den ganzen Tag nur im Zug sitzen, deshalb hatte ich vor, am nächsten Morgen ganz früh eine kurze Strecke mit dem Zug in die entgegengesetzte Richtung zu fahren, bis zum Glenfinnan Viadukt, der aus den Harry Potter-Filmen bekannt ist.
Abends habe ich im Hostel aber dann zwei nette Schweizer getroffen, die gerade einen Roadtrip durch Schottland gemacht haben und gefühlt nur Whiskey im Kofferraum hatten. Zufällig wollte sie auch in Richtung Glenfinnan und dann weiter zur Isle of Skye fahren, und haben mich dann morgens nach einem sehr guten englischen Frühstück mitgenommen.
Das war mein spontaner Wanderurlaub in Schottland. Landschaftlich ist es eines der schönsten Länder in Europa die ich bis jetzt gesehen habe, und auch die Menschen die ich getroffen habe waren immer freundlich und hilfsbereit. Das war sicher nicht mein letztes Mal in Schottland, vor allem die Isle of Skye zieht mich wieder hin!























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