Der Kakamega Regenwald im Westen Kenias ist das größte verbliebene Waldgebiet des Landes. Der Wald ist touristisch eher weniger erschlossen, hat es aber trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb zu meinen Highlights in Kenia geschafft. Mittlerweile war ich zweimal dort, und ich würde auch immer wieder gern hingehen. Es ist wahrscheinlich einer der wenigen Orte, wo man als Tourist mal allein sein kann.
Ursprünglich war der Kakamega Teil des großen äquatorialen Regenwaldes im Kongobecken, der sich über mehrere Länder in Mittel- und Ostafrika erstreckt. Der Kakamega ist der östlichste Zipfel des Waldes und der einzige verbliebene Regenwald in Kenia. Wie so oft ist der Mensch die Ursache des Rückganges, durch Rodung, die Kultivierung des Bodens für landwirtschaftliche Zwecke oder Weideflächen. Deshalb ist der Wald in den letzten einhundert Jahren auf ein Zehntel seiner Größe geschrumpft. Seit 1985 ist ein 4400 Hektar großes Waldstück deshalb als Schutzgebiet ausgewiesen.


Der Wald liegt im gleichnamigen Kakamega County ganz im Westen des Landes, von Nairobi kommt man mit Matatus entweder direkt in die ebenso gleichnamige Stadt Kakamega, oder man macht einen kleinen Umweg über Kisumu am Lake Victoria. Die Fahrt dorthin dauert auf jedenfall eine ganze Weile, einen Reisetag sollte man auf jedenfall einplanen. Die Stadt Kakamega bietet nicht viel, es ist eine typische kenianische Kleinstadt mit kleinem Einkaufszentrum und einer Menge Boda-Boda-Fahrer. Hier kann man nochmal ein paar Snacks und Wasser kaufen, und dann am besten mit einem Boda-Boda in Richtung Wald fahren. Wie in Kenia üblich sollte man auf jedenfall vorher den Preis mit den Fahrern aushandeln, ansonsten wird man gnadenlos abgezogen. Die Fahrt in den Wald ist sehr holprig, die Straßen sind nicht asphaltiert und oft vom Regen ausgewaschen.
Übernachtungsmöglichkeiten
Im Kakamega Regenwald gibt es mehrere Übernachtungsmöglichkeiten, ein teures Retreat und mehrere günstigere aber auch deutlich einfachere Unterkünfte. Ich habe einmal in einem günstigen Guesthouse und einmal im Zelt übernachtet, beides direkt im Dorf, wo auch die Ranger leben. Es war sehr einfach, hatte beides kein fließendes Wasser, dafür wacht man morgens durch die Schreie der Affen im Wald auf. Eine Übernachtung kostet hier ungefähr 500 Ksh. Alternativ gibt es das teurere Rondo Retreat Center, das ich allerdings nicht kenne. Ich denke aber mal, dass es eben die typische Touristenlodge ist, wie es sie auch in den meisten anderen Nationalparks gibt.


Kosten
Wie alle anderen Nationalparks kostet auch das Kakamega Forest National Reserve Eintritt, 600 Ksh pro Tag, also im Vergleich zu den bekannteren Nationalparks sehr günstig. Die verschiedenen Aktivitäten kosten dann noch einmal extra, es ist dann auch immer ein Guide dabei. Das ist auf jedenfall sinnvoll, auf einem kurzen Spaziergang hätte ich mich nach 15 Minuten nicht mehr zurechtgefunden, und ich behaupte mal, dass ich einen halbwegs guten Orientierungssinn habe.
Kurzer Spaziergang durch den Wald
Als ich das erste Mal im Regenwald war, habe ich zusammen mit zwei Freunden nachmittags noch einen kurzen geführten Waldspaziergang gemacht, um einen Eindruck von der Gegen um uns herum zu bekommen. Wir sind ungefähr zwei Stunden lang eine Runde durch den Wald gelaufen, unser Guide hat uns verschiedene Baum- und Pflanzenarten gezeigt, wir sind an den Teeplantagen am Rand des Waldes vorbeigekommen und auch an gerodeten Flächen. Im Regenwald geht es weniger darum, bestimmte Tiere zu sehen und auf einer Liste abzuhaken wie auf einer Safari, sondern mehr darum, die Natur um einen herum als Gesamtes zu erleben. Natürlich haben wir auch ein paar Kapuzineraffen und Schlangen und vor allem Insekten gesehen, aber das war immer zufällig. Die Hauptattraktion ist auf jedenfall der Wald.



Sonnenaufgangstour
Für die Frühaufsteher gibt es eine Tour zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man den Sonnenaufgang über dem Wald sehen kann. Und meine Empfehlung: wer noch kein Frühaufsteher ist, sollte es schnell werden, denn die Tour lohnt sich.
Es geht um 5 Uhr morgens los, ungefähr eine Stunde läuft man durch den Wald, vor allem auf der „großen“ Straße, die einmal durch den Wald führt. Dabei ist groß natürlich übertrieben, für dieses Straße sollte man auf jedenfall ein Fahrzeug mit Allradantrieb haben. Nach einer kurzen Strecke biegt man auf der anderen Straßenseite in den Wald ein, es geht hoch auf einen kleinen Hügel, der nicht bewachsen ist. Von hier aus habe ich einen der schónsten Sonnenaufgänge in Kenia gesehen. Es ist einfach unbeschreiblich, wenn die Nebelschwaden zwischen den Bäumen hängen, der Himmel sich langsam dunkelrot, dann rosa und schließlich geld färbt und unter einem die Affen mit Geschrei aufwachen. Romantischer geht es eigentlich kaum.



Danach kann man im ersten Tageslicht noch zu einer Fledermaushöhle und weiter zu einem Fluss laufen, der sich durch den Wald schlängelt. Der Weg dorthin ist ein schmaler Trampelpfad, und auch hier bemerkt man auch nocheinmal die ganz besondere Atmosphäre, die von diesem Wald ausgeht. Ich war davor noch nie in einem Regenwald, und für mich war selbst der Geruch etwas besonderes.


Alles in allem kann ich den Kakamega Regenwald nur jedem empfehlen, der nicht nur die Big Five auf einer Liste abhaken will und auch mal eine Safaripause braucht. Dieses Schutzgebiet ist in Kenia einzigartig und vor allem sehr interessant.
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