Im September 2019 bin ich mit Lukas und Jan den GR20 gelaufen, einen Fernwanderweg, der einmal quer über die Mittelmeerinsel Korsika führt. Wir sind den Weg in 12 Tagen und einem verregneten Pausentag gelaufen. Hier ist eine genaue Beschreibung der Etappen, wie wir sie gelaufen sind.
Wir haben uns im Voraus mithilfe eines Wanderführers Gedanken gemacht, wie ungefähr unsere Etappenlängen ausschauen könnten. Natürlich wussten wir aber auch, dass sich während der Tour viel ändern kann, dass Zeitangaben nicht stimmen oder wir langsamer oder schneller sind als gedacht. Deshalb haben wir immer am Vortag geplant, wie weit wir am nächsten Tag genau kommen wollen. Nach ein paar Tagen konnten wir unsere Geschwindigkeit gut einschätzen und haben am Ende unseres Trips sogar noch Zeit am Strand gehabt, die als Puffer gedacht war.
Wir waren eher durchschnittlich schnell unterwegs, haben aber auch ab und zu Wanderer überholt. Für recht sportliche Tourengänger könnte unsere Etappenaufteilung also ein guter Anhaltspunkt für die eigene Planung sein.
Der südliche Teil des GR20 ist der einfachere Teil des Fernwanderweges, die Etappen nach Vizzavona sind meist eher lang als hoch. Trotzdem gibt es auch hier einige Stellen, die eine gute Trittsicherheit und Kondition erfordern.
Etappe 9
Vizzavona – Capanelle – Col de Verde
- Länge: 28 km
- Zeit: ca. 9 Stunden
- Höhenmeter: 1150 ↑ 800 ↓
Wir beginnen den südlichen Teil des GR20 mit dem Aufstieg zum Bocca Palmente, der Weg geht immer leicht bergauf durch den Wald, bis wir den offenen und sehr windigen Pass erreichen. Bis zum Refuge Capanelle geht der Weg immer leicht bergab, an der Hütte füllen wir mal wieder unsere Käse- und Brotvorräte auf. Ab jetzt verläuft der Weg auf einer Höhe am Berghang entlang, es gibt nur leichte Höhenunterschiede, die wir kaum bemerken. Wir haben wieder einmal Glück dass das Wetter mitmacht, immer wieder gibt es leichte Schauer, die aber nicht schlimm sind, sondern im Gegenteil eher abkühlen. Der Wald, durch den wir laufen, ist komplett vernebelt, sodass eine besonders ruhige Atmosphäre entsteht.



Gegen Nachmittag beginnt es etwas stärker zu regnen, wir erreichen jedoch auch bald unser Ziel, den Col de Verde, wo es eine Hütte mit kleiner Gastronomie und Campingplatz gibt. Hier bleiben wir auch einen Tag länger, am nächsten Tag ist Regen angesagt und ein Tag Pause tut auch mal gut. Lukas macht natürlich trotzdem einen kleinen Spaziergang und kommt mit einem Topf voll Pfifferlingen und Steinpilzen zurück, die wir uns abends schmecken lassen.


Etappe 10
Col de Verde – Refuge de Prati – Refuge d’Usciolu
- Länge: 16 km
- Zeit: ca. 8 Stunden
- Höhenmeter: 1300 ↑ 800 ↓
Nach einem Tag Pause starten wir die nächste Etappe mit neuer Energie. Wir haben den Aufstieg zum Refuge de Prati vor uns, wir müssen wieder einige hundert Meter nach oben. So wirklich gebessert hat sich das Wetter allerdings nicht, oben angekommen erwartet uns Regen und sehr starker Wind. Nach einer kurzen Pause in der Hütte laufen wir weiter, in der Hoffnung, dass der Weg etwas geschützter wird. Bei der Hoffnung bleibt es aber auch, denn wir folgen dem Grat entlang und sind dadurch Wind und Wetter gnadenlos ausgesetzt. Teilweise weht der Wind so stark, dass wir auf allen Vieren krabbeln müssen, um nicht umgeweht zu werden. Dazu ist es rutschig und wir sind nach kurzer Zeit komplett durchnässt. Dieser Streckenabschnitt ist bei schlechtem Wetter definitiv nicht zu empfehlen, wer nicht zu einhundert Prozent trittsicher ist sollte lieber auf besseres Wetter warten. Wir sind bis zum Refuge d’Usciolu durchgelaufen und haben auf dem Weg auch einige getroffen, die an diesem Tag abgebrochen haben. Bei der Hütte hat uns zum Glück ein warmer Holzofen im Gemeinschaftsraum erwartet und abends konnten wir unser Zelt sogar im Trockenen aufbauen und in der Abendsonne unsere Sachen trocknen. Das Wetter ist eben sehr wechselhaft, aber im Gebirge ist das ja auch normal.
Etappe 11
Refuge d’Usciolu – Refuge d’Asinao
- Länge: 21 km
- Zeit: ca. 9 Stunden
- Höhenmeter: 900 ↑ 1150 ↓
Am nächsten Morgen erwartete uns strahlender Sonnenschein, von dem ich aber dank Erkältung und Bindehautentzündung nicht sehr viel hatte. Trotzdem sind wir natürlich weiter gelaufen, zunächst entlang des Kamms und später durch einen knorrigen Wald und über eine weite Ebene. Mittagspause haben wir bei einer Bergerie gemacht, auch endlich mal wieder mit frischem Obst. Danach geht es wieder bergauf zum Bocca Stazzunara, von hier aus können wir schon die Hütte im Tal sehen. Der Abstieg ist stellenweise durch große Steinplatten etwas schwieriger, aber trotzdem gut zu machen. Auf der gegenüberliegenden Talseite befindet sich die Bavellagruppe, die auch die Dolomiten Korsikas genannt werden, aufgrund ihrer markant in die Höhe ragenden Felsspitzen.


Etappe 12
Refuge d’Asinao – Refuge de Paliri – Conca
- Länge: 29 km
- Zeit: ca. 10 Stunden
- Höhenmeter: 600 ↑ 1900 ↓
Wir haben den letzten Tag vor uns. In vielen Wanderführern sind es ab dem Refuge d’Asinao noch zwei Etappen, die man jedoch auch gut an einem Tag laufen kann, wenn man einigermaßen zügig unterwegs ist. Genau das haben wir auch vor, und brechen dementsprechend früh morgens auf. Da der Weg über die Bavellaspitzen eher anspruchsvoll ist, haben wir uns entschieden, den einfacheren Weg durch das Tal zu nehmen, damit wir rechtzeitig in Conca ankommen. Der Weg geht immer leicht bergab, einmal um die Bavellagruppe herum, bis es zum Col de Bavella wieder etwas noch oben geht. Oben angekommen werden wir von der Masse an Touristen erschlagen, wir sind fast die einzigen mit großen Rucksäcken auf dem Rücken. Wir laufen schnell weiter zum Refuge de Paliri und kreuzen auf dem Weg dorthin noch zwei kleine Täler. Um ein paar Höhenmeter kommt man auch im Süden nicht herum. Wir machen Mittagspause an der Hütte und danach geht es weiter in Richtung Conca. Am Ende zieht sich der Weg etwas, wir haben aber nochmal die Gelegenheit in einer Gumpe zu baden und werden bald mit dem ersten Blick auf das Meer belohnt. Die Etappe lohnt sich aber definitiv und sollte auf keinen Fall weggelassen werden, wie es wohl manche Wanderer machen. Spätestens der Blick aufs Meer ist die größte Belohnung, die man nach fast zwei Wochen wandern bekommen kann.
Hier gibt es die Beschreibung der nördlichen Etappen.
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