Dieses Bild von der „orientalischen“ Stadt: enge Gassen, Märkte, blauer Himmel, viel Leben auf der Straße – so habe ich mir das immer vorgestellt, als ich früher die Bücher von Karl May gelesen habe. Ich weiß nicht mehr, wie ich darauf kam, nach Marokko zu gehen, es war auf jeden Fall eine sehr spontane Entscheidung. Und eine gute, denn zu meinem Fantasiebild kam dann das „Echte“, ein Bild von einer der ältesten Städte des Landes.
Geschichte
Fès wurde vor mehr als 1200 Jahren im Wadi Fès gegründet, und durch die umliegenden Wasserquellen und mehrere Einwanderungswellen entwickelte sich die Stadt schnell zu einem kulturellen Zentrum der Region. Die Einwanderer brachten viel handwerkliches und technisches Know-How mit, und durch die Lage auf verschiedenen Handelsrouten kam es zum großen Aufschwung der Stadt. Mit der Gründung einer Universitätsmoschee wurde Fès dann auch zum religiösen und geistlichen Mittelpunkt des Landes.
Im 13. Jahrhundert wurde dann ein neuer Stadtteil gegründet, der unter dem Namen Fès el Jedid, das neue Fès, bekannt ist. Die alte Stadt, Fès el Bali, ist heute der „orientalische“ Teil mit engen Gassen und Wegen und steht seit 1981 als Weltkulturerbe unter Schutz. Während der Zeit der französischen Protektion Anfang des 20. Jahrhunderts wurde dann die Ville Nouvelle gegründet, die heute der größte und bevölkerungsreichste Teil der Stadt ist. Mit Beginn des Protektorats wurde Rabat zur Hauptstadt Marokkos erklärt und ist es bis heute noch, dennoch ist Fès immernoch eine königliche Residenzstadt.

Erreichbarkeit
Von Deutschland aus kommt man am schnellsten mit dem Flugzeug nach Marokko, auch Fès hat einen kleinen Flughafen, der von ein paar Airlines angeflogen wird. Der Flughafen ist etwas außerhalb gelegen, man kommt allerdings günstig mit dem Bus bis in die Ville Nouvelle. Wenn man den Flughafen verlässt und nach rechts am Parkplatz vorbei läuft, kommt man zur Haltestelle, wo die Busse losfahren. Alternativ kann man auch ein Taxi nehmen, das ist dann aber natürlich etwas teurer.
In Marokko selbst kommt man mit Minibussen oder mit dem Zug nach Fès.
Übernachtung
Ich war in zwei verschiedenen Hostels in Fès, beide waren eher günstig und eben klassische Backpackerhostels. Beide Hostels sind in Fès el Bali, also im alten Teil der Stadt, und sind auf den letzten Metern nur zu Fuß erreichbar, da die Gassen so eng sind, dass es dort außer sehr selten ein paar Motorrollern keine motorisierten Fortbewegungsmittel gibt. Man kann also nur bis zur Stadtmauer mit dem Taxi fahren, und muss ab dann laufen.
Der Medina Social Club liegt im Norden der Altstadt, und war trotz Google Maps dann doch etwas schwierig zu finden. Wenn man das Hostel aber dann gefunden hat und durch die unscheinbare Tür eingetreten ist, kommt man in den wunderschönen und gepflegten Innenhof. Bunte, orangene und blaue Wände, Mosaikboden, ein kleiner Brunnen in der Mitte des Hofes.


Im Medina Social Club kann sowohl in einem eigenen Zimmer, als auch in einem Mehrbettzimmer übernachten, das zweite ist natürlich etwas günstiger. Ich war im Dorm, und war sehr zufrieden, alles war sauber und ordentlich.
Die Leute dort waren alle super nett und hilfsbereit, meine Saharatour habe ich auch direkt im Hostel gebucht. Was zu Essen gibt es übrigens auch.
Das zweite Hostel, in dem ich war, heißt Funky Fès. Hört sich funky an, und ist auch definitiv der heißere Tipp, wenn man mit anderen Backpackern in Kontakt kommen will. Der Medina Social Club ist eher ruhig, im Funky Fès ist meistens etwas los. Der ganze Innenhof ist ein Gemeinschaftsraum mit Sofas und Sitzgelegenheiten, hier gibt es auch jeden Abend etwas zu essen, meistens Tajine, wenn man sich im Lauf des Tages anmeldet. Es gibt „nur“ relativ große Mehrbettzimmer, für mich war es aber vollkommen ausreichend. Nachts wird es natürlich manchmal etwas unruhig, aber daran bin ich eigentlich gewöhnt. Funky Fès ist auch etwas günstiger als der Medina Social Club.
Sehenswürdigkeiten
Eigentlich ist die komplette Altstadt von Fès eine Sehenswürdigkeit, immerhin steht sie komplett unter Schutz der Unesco. Schmale Gassen bilden ein enges Labyrinth, das man mehrere Tage lang erkunden kann. Ich war am Anfang etwas überwältigt und habe immer versucht, einen möglichst direkten Weg zu finden, das habe ich aber ziemlich schnell aufgegeben. Irgendwann bin ich einfach nur noch da hin gelaufen, wo es am interessantesten war, bis ich irgendwann am anderen Ende der Stadt gelandet bin. Und dann eben wieder zurück.




In den engen Gassen findet man allerlei verschiedene Geschäfte, Restaurants und Handwerker, die meist je nach Berufsgruppe eigene kleine Viertel bilden. Bekannt ist Fès vor allem für das Lederhandwerk und die Gerbereien. Die Bottiche sind gefüllt mit verschiedenen Farben, es riecht nicht sonderlich gut (ich fand es weniger schlimm als erwartet). Wenn man sich von den Jungs auf der Straße vor dem Gerberviertel führen lässt kommt man auf das Dach eines der Ledergeschäfte, von dem aus man eine gute Aussicht hat. Der Besitzer wollte natürlich ein Trinkgeld, und nachdem er verstanden hat, dass ich nicht vorhatte etwas zu kaufen, wurde ich auch schnell wieder nach unten zur Gasse begleitet.

An meinem ersten Abend in Fès bin ich aus der Altstadt rausgelaufen, weil ich von der Dachterasse des Hostels eine Ruine außerhalb der Stadtmauer gesehen habe. Es ist nicht weit entfernt, ich habe ungefähr eine halbe Stunde gebraucht, inklusive Verlaufen. Oben angekommen, hatte ich einen sehr schönen Blick über die Stadt, wenn es nicht so bewölkt gewesen wäre, hätte ich bestimmt auch einen schönen Sonnenuntergang gesehen.


Außerdem sehenswert sind die Stadttore von Fès el Bali. Wirklich gezielt habe ich mir die Tore nicht angeschaut, aber spätestens dann wenn ich mich verlaufen habe, bin ich einfach in eine Richtung gelaufen und früher oder später bei einem der Tore gelandet.
Generell habe ich eigentlich keine Sehenswürdigkeiten gezielt angeschaut, ich bin meistens einfach durch die Gassen gelaufen und habe mich überraschen lassen.
Möglichkeiten zur Weiterreise
Von Fès aus kommt man sehr gut nach Meknès, einer weiteren alten Königsstadt. Ich war selbst nicht dort, allerdings habe ich von vielen gehört, die einen Tagesausflug dorthin gemacht haben. Ein anderes im Norden gelegenes Ziel ist Chefchaouen, die blaue Stadt, die man von Fès auch sehr gut erreicht. Hier war ich allerdings auch nicht und habe bloß aus Erzählungen gehört und Bilder gesehen, und falls ich nochmal nach Marokko kommen sollte, steht Chefchaouen definitiv ziemlich weit oben auf meiner Liste.
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