Meine Reise nach Marokko vor drei Jahren war ziemlich spontan. Den Flug habe ich einen Tag vorher gebucht, die erste Übernachtung wie fast immer gar nicht, und genau so wenig hatte ich einen Plan, was genau ich eigentlich machen und anschauen will. Ich bin in einem fremden Land gelandet und hatte ein weißes Blatt vor mir liegen. Naja, ein weißes Blatt mit ein paar sandig gelben Hügeln darauf, denn wenn ich schonmal die Gelegenheit habe, eine „richtige“ Wüste zu sehen, dann wollte ich sie auch unbedingt nutzen. Die Sahara war das einzige, von dem ich schon im voraus wusste, dass ich sie auf jeden Fall sehen will.
Die „Planung“
In Marokko gibt es zwei große Dünenfelder, auf arabisch Erg, die unserem Bild einer Sandwüste entsprechen. Das Erg Chegaga ist das ursprünglichere und auch weniger erschlossenere der beiden, da es bis 1990 noch militärisches Sperrgebiet war und erst danach für Touristen zugänglich war. Das weitaus üblichere Ziel für Touristen ist das Erg Chebbi, die nächstgelegene Stadt ist Merzouga, wo auch der touristische Mittelpunkt der Gegend liegt.
Sandwüsten haben allerdings nur einen geringen Anteil an der Sahara, wesentlich größere Gebiete sind durch Stein und Kies geprägt. Umso beeindruckender ist es, wenn am Horizont langsam die hohen Dünen auftauchen.
Natürlich kann man einfach komplett auf eigene Faust mit Öffentlichen oder einem Mietwagen über das Atlasgebirge in Richtung Wüste fahren und dort vor Ort alles selber organisieren. Dafür sollte man aber auf jeden Fall etwas mehr Zeit einplanen. Ich habe mich für die einfachere Möglichkeit entschieden und eine organisierte Tour zum Erg Chebbi gebucht.
- Möglichkeit 1: einfach im Internet buchen. Oder im Reisebüro. Oder bei einem Tourenanbieter in Marokko. Eigentlich ganz einfach.
- Möglichkeit 2: den freundlichen Typen an der Rezeption vom Hostel fragen, wenn man selber französisch verlernt hat und er nur sehr schlecht Englisch spricht.
Und natürlich entscheide ich mich für das zweite. Alles andere wäre auch zu einfach gewesen. Mein Buddy an der Rezeption hat dann einen Kumpel angerufen, der wahrscheinlich wieder jemanden angerufen hat… Auf jeden Fall wurde ich dann am übernächsten Tag von einem fremden Typen in einem kaum als solches erkennbaren Sammeltaxi auf einem Parkplatz außerhalb von Fès abgeholt. „Gebucht“ hatte ich eine dreitägige Tour in die Wüste, die in Fès startet und in Marrakesch endet. Alles wurde für mich organisiert, auch wenn es absolut nicht den Anschein hatte, aber es hat alles super geklappt.
Generell kann man beliebig lange Touren in die Wüste fast überall über die herkömmlichen Wege buchen, meistens bietet es sich an, in Fès oder Marrakesch zu starten und auch wieder in die jeweilige Stadt zurückzukehren. Zu diesen Touren gehört dann meistens ein Kamelritt in ein Camp in der Wüste (denn die klassische Sandwüste ist ja nicht überall) mit einer Übernachtung. Bei meiner Tour war alles all inclusive, nur das Wasser musste ich extra bezahlen.
Wenn ich mich richtig erinnere habe ich ungefähr 150 Euro für eine dreitägige Tour gezahlt, von anderen habe ich gehört dass sie auch nur 100 Euro gezahlt haben, das ist aber ziemlich sicher das untere Preisende, nach oben ist wahrscheinlich wie immer keine Grenze gesetzt. Es kommt eben immer darauf an, wie viel Komfort man haben möchte.
Ab in die Wüste
Tag 1 – Verständigungsprobleme
Es ging früh morgens in Fès los, ich sollte meinen Fahrer am Rand der Altstadt auf einem Parkplatz treffen. Ich hatte allerdings keine Ahnung, nach wem ich suchen sollte, was für ein Auto er fährt und ob überhaupt noch jemand mit mir mitfährt. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, dass ich in einer größeren Reisegruppe lande. Nachdem wir uns irgendwie gefunden hatten, sind wir aus der Stadt rausgefahren, ich immer noch in dem Glauben, dass mein Fahrer mich zu einer Art Sammelpunkt bringt. Als wir allerdings immer weiter aus der Stadt fahren wurde ich dann doch etwas unruhig. Ich hatte nämlich schon in Fès festgestellt, dass mein Schulfranzösisch fast komplett weg war, und mein Fahrer konnte nur sehr schlecht Französisch und überhaupt kein Englisch. Irgendwann hat er dann angehalten und ich habe mit einem Unbekannten telefoniert, der sich als der Hotelbesitzer in Merzouga herausstellte und alles für mich organisiert hat. Am Anfang war alles ziemlich dubios, am Ende hat aber alles super funktioniert.
Die Fahrt hat fast den ganzen Tag gedauert, insgesamt war ich knapp 10 Stunden unterwegs. Zischendrin hat der Fahrer noch andere Leute eingesammelt und eine kleine Strecke mitgenommen, wir haben mehrere Pausen eingelegt, eine größere zum Essen, und ab und zu gab es auch mal etwas zu sehen. Die Landschaft ist die meiste Zeit recht trist und abwechslungslos, man überquert den mittleren Atlas und kommt gegen Ende der Fahrt durch ein paar sehr interessante Täler und Schluchten.

Gegen Abend hat mich dann mein Fahrer mitten im Nirgendwo an der Straße raus gelassen, wo ich dann von einem Geländewagen abgeholt wurde, der mich den restlichen Weg durch die Wüste zum Hotel gebracht hat. Dort habe ich erstmal einen Tee bekommen und sollte dann bezahlen, wobei ich allerdings zu wenig Bargeld dabei hatte. Also „musste“ ich am nächsten Tag in die nächstgelegene Stadt, Rissani, um dort am Automaten Geld abzuheben.
Am Abend gab es dann noch ein leckeres Abendessen, und kurz vor Sonnenuntergang bin ich allein und barfuß in Richtung Dünen gelaufen und habe die grenzenlose Einsamkeit genossen. In der Ferne sind ab und zu Menschen vorbeigelaufen, und dadurch wurde mir erst bewusst, wie hoch die Dünen im Hintergrund eigentlich sind.


Tag 2 – Ab in die Wüste
Am nächsten Morgen ging es für mich nach dem Frühstück in die nächstgelegene Stadt Rissani. Hier war ich natürlich vor allem auf der Suche nach einem Geldautomaten, damit ich meinen Wüstentrip bezahlen konnte, aber ich hatte auch noch ein paar Stunden Zeit um durch die Straßen und über den Markt zu schlendern. Die Stadt selbst war nicht sonderlich spektakulär, eine typische Wüstenstadt im Mittagschlaf eben. Nachdem ich meinen Spaziergang beendet hatte (mir war einfach auch zu warm), konnte ich in den Teppichladen eines Verwandten meines netten Hotelbesitzers gehen, der in der Stadt mein Ansprechpartner war. Bei ihm gab es sehr guten Tee, mehrere Versuche mir einen Teppich anzudrehen (die auch wirklich sehr schön waren), für den ich aber leider keinen Platz hatte, und ein sehr nettes Gespräch über alles mögliche.


Irgendwann Nachmittags bin ich dann mit einem Bus wieder in Richtung Hotel gefahren. Es war das erste mal, dass ich in einer Art öffentlichem Verkehrsmittel in Marokko unterwegs war, ich war der einzige „Fremde“ im Bus. Nachdem wir aus der Stadt gefahren sind und durch die Wüste gefahren sind, hat es dann auf einmal geknallt, ein Reifen ist geplatzt. Da standen wir am Straßenrand bei 40 Grad ohne Schatten. Und ich musste rechtzeitig wieder zurück im Hotel sein, am späten Nachmittag sollte es ja weiter in die Wüste gehen…
Die Geschichte löst sich aber nicht mit einem einfachen Reifenwechsel auf, denn der Fahrer hatte nicht den richtigen Schraubenschlüssel dabei, um den Reifen zu wechseln. Also standen wir da und warteten… und warteten. Es kamen nicht oft andere Autos vorbei, von den wenigen haben aber fast alle angehalten und wollten helfen – außer die Kolonne neue Mercedes-SUVs, die wohl gerade in Marokko getestet wurden. Nach einiger Zeit kam dann aber zum Glück der passende Schraubenschlüssel vorbeigefahren, wir konnten das Rad wechseln und weiter ging die Fahrt.



Im Hotel angekommen, ging es dann direkt wieder los. Diesmal aber etwas wackeliger: auf einem Kamel. Zusammen mit anderen Reisenden bin ich dann in einer Karawane in ganz entspanntem Tempo in die Wüste gewackelt. Es ist schon ein sehr besonderes Gefühl, auf diesem Tier, das seit Jahrhunderten in der Sahara zur Fortbewegung genutzt wird, durch die majestätischen Dünen zu ziehen.
Nach einiger Zeit sind wir beim Camp angekommen, dort gab es dann die typisch marrokanische Tajin zum Abendessen, ein Lagerfeuer zwischen den Zelten und sehr lange und interessante Gespräche mit den Mitreisenden und Kameltreibern. Mit der Zeit wurde es auch etwas kühler, es blieb aber immer warm genug für ein T-Shirt. Im Camp hatte dann jeder sein eigenes Zelt, ich habe mich aber dazu entschieden, meine Matratze und Kissen nach draußen an die Feuerstelle zu legen und dort zu schlafen. Im Gegensatz zum stickigen Zelt war das auf jeden fall die richtige Wahl!



Tag 3 – Die Rückfahrt
Nach einer angenehm kühlen Nacht sind wir alle morgens zum Sonnenaufgang aufgestanden. Einziges Problem: wie schon am Tag zuvor war es ziemlich bewölkt, sodass wir uns die Sonne eben vorstellen mussten. Deshalb haben wir dann auch bald wieder die Kamele gesattelt (wenn man das so sagen kann?) und sind zurück zum Hotel geschaukelt. Dort gab es dann noch Frühstück und danach habe ich meine Sachen gepackt und wurde zur großen Hauptstraße gebracht, wo ich einen Tourbus mit ein paar sehr netten Engländern und Deutschen gestiegen bin. Zusammen sind wir dann nach Marrakesch gefahren, was sich kurz anhört, aber eigentlich mehr als zehn Stunden gedauert hat.
Fazit
Die Wüste war für mich definitiv sehr beeindruckend. Ich hatte davor noch nie auch nur eine annähernd ähnliche Landschaft gesehen, deshalb war es für mich auf jeden Fall mein Highlight meiner kurzen Reise durch Marokko. Trotzdem ist die ganze Sache natürlich sehr touristisch organisiert, wenn ich mehr Zeit hätte und noch einmal in die Wüste gehen würde, dann würde ich versuchen, das ganze selbst zu organisieren. Für die kurze Zeit, die ich in Marokko hatte, war das aber die beste Möglichkeit, die Wüste zu sehen und sich sehr gelohnt!
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