Ein Fernwanderweg, der quer über eine Mittelmeerinsel führt – eine entspannte Sache, werden sich viele denken. Doch den Grand Randonnée 20 sollte man nicht unterschätzen, immerhin ist er einer der schwersten Touren in Europa. Alpines Gelände, über 12 000 Höhenmeter und insgesamt mehr als 180 Kilometer brauchen eine gute Vorbereitung und sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Deshalb hier ein paar Tipps und Erfahrungen von meiner Tour auf dem GR20.
Zusammen mit Jan und Lukas bin ich im September 2019 den GR20 gelaufen, einen Fernwanderweg, der einmal quer durch Korsika verläuft, meist durch den „Parc Naturel Régional de Corse“, also unbewohntes Gebiet. Schon mehrere Wochen im voraus haben wir angefangen zu planen, welche Ausrüstung und wieviel Verpflegung wir mitnehmen. Unser Ziel war es, eine Woche weitestgehend unabhängig zu sein, bis wir Vizzavona und damit die Hälfte der Strecke hinter uns hatten.
Anfahrt
Korsika ist die viert größte Insel im Mittelmeer, gehört zu Frankreich und liegt westlich etwa 80 Kilometer von der italienischen Küste entfernt. Es gibt mehrere Möglichkeiten, vom Festland und speziell von Deutschland aus nach Korsika zu kommen.
Es gibt vier Flughäfen auf Korsika, die von mehreren Airlines angeflogen werden, die beiden größten sind in Ajaccio, der Hauptstadt Korsikas, und in Bastia. Jährlich werden an beiden Flughäfen jeweils ungefähr 1,5 Millionen Passagiere abgefertigt. Die Flüge gehen jedoch meistens zum französischen Festland, nur saisonal auch in andere europäische Länder.
Neben dem Luftweg gibt es natürlich auch die Fähre, die von mehreren französischen und italienischen Häfen entlang der Küste sieben korsische Fährhäfen anfahren. So kommt man auch mit dem Auto oder Wohnmobil problemlos auf die Insel. Die Fähre war auch unsere Wahl, da sie mit am günstigsten ist, wenn man ohne Auto unterwegs ist.



Wir sind mit dem Fernbus über Nacht nach Savona gefahren, kamen dort morgens an, und haben den Tag mit Pizza und Eis am Strand verbracht. Abends fuhr dann unsere Fähre nach Bastia los, die Nacht haben wir in der geschlossenen Bar in der obersten Etage und draußen auf dem Deck auf einer Bank verbracht. Wer den Luxus einer eigenen Kabine braucht zahlt natürlich nochmal mehr. Auf dem Rückweg sind wir auch mit der Fähre von Bastia aus nach Nizza gefahren, kamen dort morgens an und sind über Nacht mit dem Bus wieder nach Deutschland gefahren. Natürlich kann man das nur so machen, wenn man Zeit hat, denn insgesamt dauert die An- und Abreise jeweils zwei Tage, allerdings spart man sich durch die Nachtbusse einige Übernachtungen. Diese langsame Art zu reisen ist auch sehr entspannend, und vor allem wurde mir dann auch die Strecke bewusst, die ich zurückgelegt habe. Gerade in Europa mit gut ausgebauten Bus- und Bahnnetzen ist es eine wirklich gute Alternative zum Flugzeug.

Auf Korsika muss man etwas besser planen, wenn man nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist. Es gibt zwei Schmalspurstrecken, die Bastia mit Ajaccio und Calvi verbinden. Die Bahnen pendeln mehrmals am Tag, allerdings nicht oft, weshalb man auf jedenfall vorher nachschauen sollte, wann eine Bahn fährt. Die Fahrpläne gibt es hier.
Außerdem fahren Busse zwischen den größeren Städten, allerdings meist nur ein- bis zweimal am Tag.
Der Startpunkt des GR20 befindet sich in Calenzana in der Nähe von Calvi. Wir haben von Bastia aus den ersten Zug genommen, der nach Calvi gefahren ist, sind aber nicht bis zur Endstation gefahren, sondern nach Camp Raffalli, diese Haltestelle ist auch der offizielle Halt des GR20. Zur Sicherheit sollte man dem Schaffner aber sagen, dass man dort aussteigen möchte, der Zug hält manchmal nicht an jeder Station. Von der Bahnstation Camp Raffalli sind es nochmal mehrere Kilometer bis nach Calenzana, dem offiziellen Start des GR20. Wir sind die Strecke per Anhalter gefahren, nachdem wir einkaufen waren und die Hoffnung fast schon aufgegeben haben.
Ausrüstung
Hier eine kleine Checkliste mit allgemeinen Dingen, die man bei längeren Tour dabei haben sollte.
- feste Wanderschuhe
- Wanderrucksack mit Bauch- und Brustgurt und Regenschutz
- Zelt
- Isomatte
- Schlafsack
- Campingkocher
- Topf, Geschirr, Tasse
- Besteck bzw. Taschenmesser
- Wasserflaschen
- eventuell eine Thermoskanne
- Kleidung (Zwiebelsystem)
- Regenjacke
- leichte Sandalen oder Flipflops für die Hütte
- Erste-Hilfe-Set, Blasenpflaster, evtl. Medikamente
- Waschzeug, Klopapier
- Stirnlampe
- Sonnenbrille und Sonnenschutz
- Kamera und Objektive
Camping und Unterkunft
Entlang des ganzen Weges gibt es kleine Hütten, sogenannte Refuges, die meistens auch bewirtet sind. Dort gibt es fast immer ein Matratzenlager, für alle, die nicht campen wollen. Ich glaube aber, dass vor allem während den Sommermonaten, in denen am meisten Wanderer unterwegs sind, die Lager schnell voll sind und man vielleicht sogar im voraus buchen oder reservieren sollte.
Wildcampen ist auf dem gesamten Fernwanderweg nicht erlaubt, wird wohl auch kontrolliert und kostet ungefähr 400 Euro Strafe wenn man erwischt wird. In absoluten Notfällen ist ein Notbiwak natürlich immer erlaubt, allerdings merkt man glaube ich recht schnell, mit welcher Geschwindigkeit man unterwegs ist und welche Strecke man an einem Tag schafft. Wildcampen sollte man also lieber sein lassen!


Bei den Regfuges gibt es aber immer die Möglichkeit, das Zelt aufzuschlagen, wir haben pro Nacht zwischen 5 und 7 Euro bezahlt. Oft gibt es dann auch noch eine Kochstelle, sodass man außer eigenem Geschirr nichts braucht, darauf würde ich mich aber auch nicht immer verlassen. Auf jedenfall kann man an den meisten Hütten das eigene Gas sparen. Und natürlich ein WC und oft sogar eine Dusche, manchmal sogar mit warmem Wasser.
Alternativ kann man bei den Refuges auch Zelte, meist einfache 2-Personen-Zelte von Quechua, mieten, wenn man kein eigenes Zelt mitschleppen möchte. Diese Zelte sind die ganze Saison aufgebaut, wie viel sie kosten weiß ich allerdings nicht sicher. Auch hier kann es sein, dass die Mietzelte in der Hauptsaison sehr schnell ausgebucht sind, also am besten auch vorher reservieren.
Verpflegung
Wir haben schon während der Planung besprochen, dass wir versuchen wollen, uns möglichst lange selbst zu versorgen, denn wir waren uns nicht ganz sicher, was wir auf den Hütten, an denen wir vorbeikommen, einkaufen können. Im Vorfeld haben wir uns dann überlegt, welche und wieviele Lebensmittel wir mitnehmen.
- für die ersten Tage wollten wir einfaches Gemüse einkaufen, das wir mit Couscous zu einem Eintopf gekocht haben
- Die Nudeln der Wahl waren dann Spaghetti, einfach nur wegen des geringen Packmaßes, dazu frisch angerührtes Trockenpesto
- Mittags gab es Pumpernickel und verschiedene Brotaufstriche
- Zum Frühstück gab es Porridge mit Nüssen und Trockenfrüchten
Das ganze hatten wir schon vorportioniert, der Plan war, damit eine Woche durchzukommen, bis wir bei der Hälfte des Weges in Vizzavona ankommen, wo wir neue Lebensmittel einkaufen konnten. Dann hatten wir am Anfang auch noch ein bisschen Obst und etwas Knabberzeug, und Jan hatte fast den kompletten Weg über seine Gipfelschokolade dabei, von der es immer mal wieder ein Stück gab.
Das frische Obst und Gemüse haben wir kurz vor Calenzana eingekauft, dort gibt es einen recht großen Supermarkt, der eigentlich alles hat, was man braucht. Hier könnte man auch Nudeln oder Konserven einkaufen. Auf den Hütten gibt es meistens nur genau das, eben das klassische Campingessen. Ab und zu gibt es auch mal frische Pfirsiche oder Äpfel, allerdings ist natürlich alles sehr teuer (es ist schließlich auch mitten in den Bergen). Von unserer geplanten Einkaufsmöglichkeit in Vizzavona waren wir eher enttäuscht, die beste Auswahl hatte dort der kleine Laden unseres Campingplatzes, wo wir unsere Spaghetti- und Pestovorräte wieder aufgefüllt haben. Billiger ist es dort übrigens auch nicht.
Auf den Hütten gibt es oft auch etwas zu essen, meistens, wer hätte es gedacht, Spaghetti mit irgendeiner Soße und Fleisch. Für Vegetarier ist oft nichts dabei, die Portionen sahen nicht wirklich groß aus und billig ist es wahrscheinlich auch nicht. Man zahlt eben dafür, dass man nicht so viel Gewicht auf dem Rücken hat.
Reisezeit und Dauer
Den GR20 sollte man am besten zwischen Juni und Oktober laufen, davor und danach kann es gut sein, dass im Gebirge noch Schnee liegt. Offiziell ist der Weg in 15 Etappen unterteilt, was für die meisten eine realistische Zeit ist. Schneller geht natürlich immer, wir haben insgesamt 13 Tage (und ein Tag Pause) gebraucht. Für die ganze Reise hatten wir ungefähr drei Wochen eingeplant, was aber auch an unserer langen An- und Abreise lag. Am Ende hatten wir noch zwei ganze Tage am Strand, die wir davor als Puffer eingeplant hatten.
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